Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt

In der dritten Rückrundenpartie wird den Spielern von Energie Bitzius auf grausame Art und Weise in Erinnerung gerufen, dass ihr Spiel mit Fussball wenig zu tun hat. Der miserablen Leistung entsprechend unterliegen sie Deportivo Gordo Cojones 2:7. Und ja: Der Gegner hatte tatsächlich dickere Eier.

Von Dennis Bühler, #20

Ist es die Müdigkeit, da innert sieben Tagen bereits das dritte Spiel ansteht? Überheblichkeit nach zwei gewonnenen Partien? Oder doch schlicht und einfach Unfähigkeit? Jedenfalls: Energie Bitzius gelingt am Sonntag gegen Deportivo Gordo Cojones so gut wie nichts. Weder die Startviertelstunde, die einmal mehr verpennt wird, noch die restlichen 75 Minuten, während derer kaum etwas besser wird. // Einiges läuft gegen Energie Bitzius: So ist der Penalty, der den Gegner früh in Führung bringt, äusserst streng gepfiffen. Und als der kleinliche Schiedsrichter diesen Entscheid noch vor der Halbzeitpause kompensiert und der Energie eine Chance aus elf Metern einräumt, versagen dem extra eingewechselten Bär die Nerven – der sonst so treffsichere Schütze schiesst links am Gehäuse vorbei. // Ausreden für die Niederlage aber gibt es keine: Viel zu wenig nämlich setzen die 19 (!) eingesetzten Spieler in der Nachmittagshitze dem alles andere als unschlagbaren Gegner entgegen. Stattdessen ergibt man sich seltsam emotionslos seinem Schicksal. Man hadert mit Goaliefehlern, nicht gegebenen Elfmetern und ungepfiffenen Offides, statt den Kampf anzunehmen. Kurzum: Statt energiegeladen präsentiert sich Bitzius saft- und kraftlos. Mit Deportivo Gordo Cojones, die lustvoll (prallgefüllte Eier) und aggressiv auftreten (Eier, wir bräuchten Eier!), kann man so nicht mithalten. // Der Abstiegskampf wird lang und hart. Erfolgreich gestalten wird ihn Energie Bitzius nur, wenn es den Ernst der Lage erkennt. Unter einer zum Ende einer «englischen Woche» wenig verwunderlichen Müdigkeit leiden wird es beim Spiel gegen Dynamo Chop in knapp zwei Wochen nicht; für Überheblichkeit besteht nach dem 2:7-Debakel vom Sonntag nun erst recht kein Grund mehr; und mit Unfähigkeit weiss das Team seit Jahren passabel umzugehen.


Einzelnoten

  • Schmid: Das dritte Rückrundenspiel ist auch die Entzauberung des Schlussmannes, der zuvor zwei Mal überzeugt hat. Bei hohen Bällen ein Unsicherheitsfaktor, bei halbwegs platzierten Schüssen ins Eck ohne jede Reaktion. Einzig eine Glanzparade kurz vor Spielende hebt ihn von «veryoungboyst» (Note 2) auf «zwenig» (Note 3). Bitzius wartet auf die Rückkehr der nominellen Nummer eins aus Südostasien. --> 3/10
  • Reti: Ordentlich im Defensivspiel, da bei kaum einem Gegentreffer mitschuldig. Offensiv jedoch ohne Akzente. Der Bitzius-Präsident kann deutlich mehr. --> 4/10
  • Mischu: Defensiv mit einer Ausnahme – als er Captain Heimlicher den Ball vor dem Kopf wegköpfelt und so einen Gegentreffer einleitet – eine solide Leistung. Offensiv ohne Akzente. --> 4/10
  • Dimi: Der Captain zieht einen rabenschwarzen Tag ein. Ist gegen Cojones nicht der Anführer, den das Team braucht und den er selbst sein will. Organisiert zu wenig, gibt kaum Anweisungen. Einzig im Kopfballspiel so überzeugend wie eh und je. --> 3/10
  • Simä: Seine bis anhin schwächste Partie im Bitzius-Dress. Darüber so enttäuscht, dass er sich Mitte der ersten Halbzeit selbst aus dem Spiel nimmt – was dem Team freilich ebenfalls nichts nützt. Kann viel mehr, ist an und für sich nämlich bereits unverzichtbar. --> 4/10
  • Stucker: Aktivster und daher bester der vier eingesetzten Aussenverteidiger. Erstaunlich, wie weit er nach langer Verletzungs- und Krankheitsabwesenheit bereits wieder ist. --> 5/10
  • Beni: Ein solides Spiel ohne schwerwiegende Fehler, aber auch ohne besondere Momente. --> 4/10
  • Möru: Der Dauerläufer ist noch nicht in Form. Da muss mehr kommen, Haile Gebrselassie! --> 3/10
  • Bär: Dem erstmals auf dem Flügel eingesetzten und mit Imodium vollgepumpten Bären läuft es alles andere als flüssig – zumindest nicht auf dem Platz. Hat den Radius eines Bierdeckels, verschiesst einen Elfmeter --> 2/10
  • Aepli: Bester Mann in den Reihen von Energie Bitzius – und das, obwohl er gerüchteweise bis 9 Uhr im Ausgang war und um 13 Uhr bereits wieder als Schiedsrichter im Einsatz stand. Unermüdlicher Kämpfer, der auch bei 1:5 oder 2:6 nicht aufsteckt. Muss in zukünftigen Partien vermehrt in den Abschluss gehen und auch mal einen Schuss aus der zweiten Reihe wagen. --> 6/10
  • Bühler: Defensiv ohne Zugriff aufs Spiel und oft zu spät, was sich auch darin äussert, dass er kaum ein Foulspiel begeht. Agiert in der Schlussphase äusserst offensiv – und steht bei seinem Treffer zum 2:5 dort, wo ein Stürmer nun mal stehen muss. Im Angriffsspiel ein Versprechen für die Zukunft. --> 5/10
  • Ganz: Am Aggressivleader im Mittelfeld liegt es nicht, dass Energie Bitzius untergeht. Offensiv ohne die ganz guten Szenen, defensiv gewohnt verlässlich. --> 5/10
  • Römu: Kann sich in der zweiten Halbzeit als einer von wenigen Energie-Akteuren steigern. Ein paar gute Seitenverlagerungen. Einige verlorene Zweikämpfe, die in Gegenstösse münden. --> 4/10
  • Fäbu: Die Note 4 gibt es vor allem deshalb, weil der Mann viel, viel mehr kann. Hat er Bitzius in den ersten zwei Rückrundenspielen noch zum Sieg geführt, gelingt ihm gegen Cojones wenig. Führt zwar die technisch gewohnt feine Klinge, es fehlt ihm an diesem Sonntag aber an Durchschlagskraft. --> 4/10
  • Sebi: Kann sich im Vergleich zu den ersten zwei Rückrundenspielen um geschätzte 300% steigern. Ist agil und schiesst einen Treffer (könnte aber deren drei erzielen). Leistet sich eine unnötige gelbe Karte. Schwalben beherrscht er nicht annähernd so gut wie sein Positionskollege. --> 5/10
  • Sidi: Fällt nicht ab, aber auch nicht auf: Liefert ein gänzlich unauffälliges Spiel auf dem Flügel. Wie für all seine Mitspieler gilt auch für ihn: Er kann klar mehr. --> 4/10
  • Fatz: Der Schauspielstar performt schlechter als im Spiel zuvor, scheint etwas übernächtigt zu sein. Bitzius bräuchte ihn in besserer Form, wollte es gewinnen. In der Schlussphase mit einigen guten Flanken in die Spitze. --> 4/10
  • Brunner: Ohne Reggae-, Ragga- oder Dancehall-Töne im Hintergrund läuft es ihm nicht wunschgemäss. Nach drei Spielen im Jahr 2017 noch immer ohne Torchance. Was er inzwischen besser macht: Er versteht sich zunehmend als vorderster Verteidiger – und versucht gegnerische Konter zu unterbinden. --> 3/10
  • Raffi: Erspielte sich im Unterschied zu seinem Sturmpartner vor allem in der zweiten Halbzeit einige Torchancen. Auch wenn er sie allesamt vergab: Darauf lässt sich aufbauen. --> 4/10

 


Glossar: 1 = habbaschig; 2 = veryoungboyst; 3 = zwenig; 4 = okidoki; 5 = solid; 6 = ordentlich; 7 = mêchable; 8 = Fredy Chassot; 9 = herausragend; 10 = sexgöttisch.

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