E wie energielos

Nach der kämpferisch stärksten Saisonleistung vor Wochenfrist folgte zum Vorrundenabschluss die Schmach. Die Energie liess all ihre Tugenden vermissen, sich vom Gegner demütigen und kassierte eine hochverdiente 1:9-Niederlage gegen Dynamo Chop. Willkommen zurück auf dem Boden der Tatsachen.

Von Sebastian Gänger, #9

"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" – dieser und vieler weiteren abgedroschenen Floskeln bedienen sich die Kommentatoren von SRF Sport bei praktisch jeder Gelegenheit. Beni "National" Thurnheer, der sich aus unerfindlichen Gründen nach seinem längst kommunizierten Gang in den Ruhestand immer noch Woche für Woche in der Fussballsendung "Goool" ausleben darf, hat es an diesem für die Energie so schwarzen Sonntag wieder getan. "E wie effizient" seien sie gewesen, die Lausanner, die auswärts gegen die Espen gleich mit 4:0 triumphierten, posaunte er.

Einige Kilometer westlich und viele Ligen tiefer, auf der Grossen Allmend zu Bern, geschah gleichzeitig zum Showdown in der AFG Arena Unerklärliches und Unfassbares. Die in dieser Saison im Meisterschaftsbetrieb noch ungeschlagene Equipe von Kleiner und Rykart blamierte sich bis auf die Knochen. Alles, wirklich alles war anders als noch sieben Tage zuvor. Das Wetter zeigte sich von der garstigen statt der herrlichen Seite. Die Zuschauerzahl halbierte sich im Vergleich zum heroischen Kampfspiel gegen Avalanche. Die Stimmung war irgendwie gedrückt, schon vor dem Spiel. Und, am auffälligsten: Bitzius beugte sich seinem Schicksal, kämpfte nicht, spielte nicht – lebte nicht.

Dabei waren die Vorzeichen vor dem letzten Spiel der Herbstrunde alles andere als schlecht: Es ging um die Kür, man durfte, musste aber nicht unbedingt reüssieren. Erwartet wurde nicht ein Sieg, sondern ein weiterer solider Auftritt. Vielleicht war schliesslich genau dies das Hauptproblem, weshalb die Mannschaft an diesem Sonntag eher einer kleinen, unerfahrenen Bubentruppe glich. 0:1 nach fünf Minuten, 0:4 nach einer Viertelstunde, 0:6 zur Pause. Erschreckend stoisch nahm die Equipe die desolate Leistung zur Kenntnis. Kein Aufmucken, kein Biss, nur energielos.

Wurde Bitzius im Laufe der Woche noch vom Trainer des letzten Gegners für die beherzte Leistung gelobt, dürften Ehrbekundungen dieses Mal ausbleiben. Neben der fussballerischen Nullleistung waren sich selbsternannte Führungsspieler nicht einmal zu schade, mit Unsportlichkeiten den missglückten Nachmittag zu verschlimmern. Bär grätschte im Stile Bruce Lee's in des Gegners Beine, Bühler wendete physische wie auch orale Gewalt an, der Autor liess seinem Frust unmittelbar nach seinem erzielten Treffer freien Lauf. Es passte zum Nachmittag, der ganz kurz gesagt einfach zu wenig war.

Trotzdem soll dieser Bericht und auch die diesjährige Kampagne mit etwas Positivem enden. Die Energie ist trotz der Kanterniederlage im Fahrplan. Mit fünf Punkten aus vier Spielen liegt der Klassenerhalt mit einer guten Rückrunde in Griffweite. Dann dürften auch weitere "Führungsspieler", die momentan tschechische Nonsense-Kultur dem Berner Sport vorziehen, wieder dabei sein. Bis dahin schweigen wir aber nun mal besser.

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Kommentare: 1
  • #1

    P.pitsch (Sonntag, 22 Oktober 2017 20:48)

    Jesses