Unabsteigbar

Die Energie spielt 1:1 gegen den bis dahin verlustpunktlosen Meister Dynamo Chop und bleibt damit weiterhin in Liga 1.

Von Tobias Bär, #23

Der Hamburger Sport-Verein ist es nicht mehr, und der Grasshopper Club Zürich war es noch nie, die Energie aber bleibt: unabsteigbar. Dass die Bitzianer wahrhaftige Entfesselungskünstler sind, das haben sie in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen. Und so war es eigentlich keine Überraschung, dass sie auch die delikate Aufgabe am letzten Spieltag der Saison 18/19 zu meistern wussten. Es ging gegen den bis dahin verlustpunktlosen Meister Dynamo Chop, der in der abgelaufenen Saison in einer eigenen Liga spielte. Das Fehlen von Abwehrpatron Heimlicher und die letztjährige 1:9-Klatsche liess Schlimmes befürchten.

Doch mit der Energie, die sich damals hatte abschlachten lassen, hatte diese Bitzius-Truppe so gar nichts gemein. Mit viel Esprit und Entschlossenheit stürmte sie in den ersten Minuten nach vorne, was den Gegner sichtlich überraschte. Der Lohn für diese mutige Spielweise folgte in Form des Führungstreffers: Raffi nickte einen von Gänger an die Querlatte spedierten Ball durchaus akrobatisch über die Linie. Nun war der Meister in seinem Stolz verletzt. Er führte die Zweikämpfe fortan ebenso verbissen wie die Energie, die Offensivabteilung liess verschiedentlich ihre Muskeln spielen. Bitzius hielt sich mit etwas Glück und dank einer mirakulösen Parade von Franz lange schadlos – bis kurz vor dem Pausenpfiff eine sehenswerte Direktabnahme per Lattenunterkante hinter dem starken Energie-Keeper einschlug. Halbzeit zwei war dann nichts für schwache Nerven: Angestachelt von der zahlreich anwesenden Anhängerschaft warf die Energie alles rein, Dynamo Chop wiederum wollte sich vom Abstiegskandidaten nicht die perfekte Saison kaputt machen lassen. Es war ein Abnützungskampf. Bitzius gelang es schliesslich, den Punkt über die Zeit zu retten, wobei Gautschi am Ende nur um Zentimeter am Siegtreffer vorbeisegelte. Es war ein goldener Punkt, der Punkt zum Klassenerhalt, wie sich nach der Niederlage von Avalanche zwei Stunden später zeigen sollte.

Die Energie hat diese Saison zwar erneut nicht mit Treffsicherheit brilliert, sie hat mit Bühler aber einen neuen Toptorjäger. Die expliziten Liebkosungen der Liebsten noch auf dem Rasen hat er sich damit zwar verdient, die Kuscheleinlage hat aber womöglich das anwesende Kleinkind nachhaltig geschädigt. Am Ende stehen drei Saisonniederlagen, nur zwei Teams haben seltener verloren. Zudem sind die 17 Gegentore ganz passabel. Alles in allem war es eine gute Saison, die Rückrunde war gar ausgezeichnet. Der Ligaerhalt ist absolut verdient.

Der sportliche Erfolg ist aber nur ein Aspekt, und oft gar nicht mal der wichtigste. Es macht ganz einfach Spass, mit diesen Gielen Zeit zu verbringen. Mit Sime, der frisch abgepackte Schlachterzeugnisse verhökert, mit Mänu, der Wochenende für Wochenende Raubbau an seinem Körper betreibt, mit Pipic, der gerne ins Philosophische abdriftet und dabei manchmal den Ball aus den Augen verliert, mit Sam, der einen mächtigen Doppelhalter bastelt und die Energie damit scheinbar unbezwingbar macht. Es ist ein gutes Team. Ein Team für Liga 1. Allez Energie!

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