Energie in der Remisere

Beim 1-1 im Derby gegen die Analphabeten des TV Hab&%ç*+ [Name der Redaktion bekannt] haben die Bitzianer am vergangenen Sonntag zwar die geforderte Leistungssteigerung erbracht, belohnten sich wegen fehlender Effizienz in der Offensive aber zu wenig. Ob das Remis als gewonnener Punkt oder als "das eine Unentschieden zu viel" in die Klubannalen eingehen wird, ist offen.

Von Sebastian Gänger, #9

Sechs Spiele, drei Unentschieden, zwölf erzielte Tore. Statistiken verraten zwar nicht alles, in diesem Fall aber sicherlich eines: Mit einem Torjäger alter Schule (Inzaghi, Crespo, Yorke) und vor der Einführung der Dreipunkteregel im Jahr 1995 stünde die Energie ganz woanders in der Tabelle. Es harzt im Abschluss, es fehlt an Effizienz. Doch damit hat es sich auch schon mit der Kritik für diese Woche. Insgesamt zeigte Bitzius im Spiel gegen die elf Nullen (00000000000) schon zu früher Stunde, zu was es eigentlich in der Lage wäre, nämlich: guten Fussball zu spielen.

Doch beginnen wir von vorne. Anfang April wurde auf einer einschlägigen Webseite der "Energie-Kodex" veröffentlicht. Dieser legt den Spielern ein faires Spiel in der Foul-Liga nahe. Fett gedruckt, gegen Schluss des Dokuments,  steht dort aber auch geschrieben: "Die Hab&%ç*+ sind unsere Erzfeinde, auf und neben dem Platz – TV Hab&%ç*+ => 'truurige Fuessbau'!" Nun ja, fussballerisch hatte sie tatsächlich nicht viel zu bieten, die handicapierte Mannschaft vom gesellschaftlichen Rande Berns. Dafür lässt sich festhalten, dass das Derby auf dem Platz gesittet ablief. Nur an der Seitenlinie brach es gelegentlich aus den leeren Köpfen aus. Die Bitzianer konstatierten sodann, dass die jährlich zwanzig Franken Entwicklungshilfe irgendwo versickern müssen. Henusode!

Zum Spiel: Das Trainerduo Rykart/Kleiner setzte auf das im "Trainingslager" geübte 3-5-2. Trotz Abwesenheit von Wienerschnitzel Heimlicher ging diese Taktik auf, was vor allem der gross aufspielenden Defensive um Bär zu verdanken war. Besonders in der Anfangsphase, als sich die Energie hinten zuweilen einschnüren liess, stellte sie die Räume geschickt zu und konnte im Gegensatz zu vergangenen Spielen auch Impulse nach vorne setzen. Das 0-1 war dieses Mal die Ausnahme, welche die Regel bestätigte. Bitzius hatte das Geschehen auf dem Platz weitgehend unter Kontrolle.

Torabschlüsse waren nicht wie oft Mangelware, sondern hatten über fast die gesamten neunzig Minuten Hochkonjunktur. Die zweikampfstarken Gebrüder Spahr, gepaart mit dem quicklebendigen Guggisberg, sorgten für zahlreiche Höhepunkte auf der Allmend. Belohnt wurden sie nur einmal, als FS7 kurz nach der Pause eine Unkonzentriertheit in der gegnerischen Abwehr ausnützte und den Ball gekonnt ins weite Eck versenkte. Aepli hatte kurz zuvor nur die Torumrandung getroffen. Gänger dagegen reüssierte nach vier Spielen in Serie erstmals in dieser Saison nicht. Er nahm nach dem Spiel sofort Kontakt zum Konditrainer und Psychologen im Stade de Tourbillon auf. Der Rest des Teams verabschiedete sich ins Wankdorf. Immerhin dort gab es am Sonntag einen Dreier zu feiern.

Auf der Leistung lässt sich aber aufbauen. Den Punkt nehmen wir mit. "Es braucht noch ein paar mehr, im Minimum vier", liess sich Vereinspräsi Ledermann am Mittwoch im #Energie-Chat zitieren. Dass nur noch Spiele gegen besser platzierte Mannschaften – 5ème, Lok und OBU – anstehen, wird den Grossteil des Teams kaum verunsichern. Auch wenn Klubmaskottchen Weibel schon angekündigt hat, dass die YB-Meisterfeier rund einen Monat dauern wird und 95 Prozent der Spieler fortan mit noch mehr Promille als sonst den "Bitz" betreten werden: Die Mannschaft weiss, dass der WhatsApp-Chat ab Mitte Juni wieder gleich heissen wird wie vor Jahresfrist: #unabsteigbar! Nach der praktisch sicheren Relegation des HSV in die 2. Bundesliga werden die Männer aus dem Berner Osten dann die letzten Dinos der Fussballwelt sein. Und die Uhr am Schulhaus Bitzius wird endlos weiterticken. So, als wäre dieser Abstiegskampf nie gewesen.

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